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Wie lange hält der neue Atomkurs ?



Essen (ots) – Kaum verkündet die Kanzlerin, die eben noch längere Laufzeiten für Uralt-Reaktoren durchboxte, dass sie sieben Atommeiler vorerst abklemmen will, da überbieten sich CDU-Ministerpräsidenten in eiligen Verlautbarungen: Stefan Mappus kündigt das endgültige Aus für Neckarwestheim an, Peter Harry Carstensen will gar zwei Reaktoren vom Netz nehmen. Wer bietet mehr?


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Man reibt sich schon verwundert die Augen, wer da alles urplötzlich zum Atom-Skeptiker mutiert ist. Eben noch galten die Reaktoren als unverzichtbar für die Energieversorgung im Lande, jetzt kann man es sich leisten, gleich mehr als ein halbes Dutzend vom Netz zu nehmen, ohne dass die Lichter ausgehen. Eine atemberaubende Volte.
Die Frage lautet: Wie lange hält der neue Atomkurs? Vorerst, so hat die Kanzlerin gestern betont, werde man die Meiler abklemmen – für drei Monate. So kauft sich Merkel, die die atomkritische Stimmung im Lande registriert hat, Zeit. Denn nach Ablauf dieser Frist sind die Wahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt gelaufen. Sollte dann noch eine Neuwahl in NRW anstehen, kann man ja noch mal ein, zwei Monate dranhängen. Eine zynische Betrachtungsweise, finden Sie? Mag sein. Tatsächlich aber wird Merkel erst noch den Beweis antreten müssen, dass es ihr ernst ist mit der Energiewende – und dass mehr dahinter steckt, als wahltaktisches Kalkül. Die Energiekonzerne scheinen sich zähneknirschend mit den Stilllegungen ihrer Profitbringer abzufinden. Aber auch hier gilt: vorerst. Die AKW-Betreiber werden schon bald im Kanzleramt anklopfen, um neue Konditionen zu verhandeln. Doch an einem Umbau der Energieversorgung in Deutschland führt kein Weg vorbei. Und der kostet Geld. Viel Geld. Ein forcierter Ausstieg aus der Atomenergie wird die Summe sicher vergrößern. Wer die Zeche am Ende zahlt ist auch klar: die Stromkunden und die Steuerzahler. Immer vorausgesetzt, die Bundesregierung macht Ernst mit ihrem neuen Kurs. Aber das werden wir ja erfahren – in drei Monaten, oder so.

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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Leitartikel von Walter Bau
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